Vereinsgeschichte
Chronik des Fischereivereins
Chronik des Sportfischervereins Hirschaid-Erlach e.V. von 1965 – 1990
– Auszug aus der Festschrift „25 Jahre Sportfischereiverein Hirschaid-Erlach e.V.
Die biblischen Worte: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, werden fast ausschließlich im Rahmen von Eheschließungen zitiert. Warum eigentlich? Der Mensch ist doch seit seinem ersten Auftreten ein auf Gemeinschaft angelegtes Wesen. Das haben politische, wirtschaftliche, sportliche und kulturelle Vereinigungen dokumentiert und die Vielzahl der heute existierenden Verbände beweist es immer noch.
Vielleicht war es auch der Grundgedanke „Einigkeit macht stark“, der jene Männer 1965 zusammenführte, die bei einer Besprechung in der Gastwirtschaft „Schwarzer Bär“ in Hirschaid beschlossen, ihre Interessen in Zukunft miteinander zu pflegen. Der Leiter der Versammlung,
Herr Günther Hellmann, konnte am 13. März 1965 dreiundzwanzig gleichgesinnte Kameraden begrüßen, die den „Sportfischerverein e. V. Hirschaid“ aus der Taufe hoben.
Leider gibt es kein Foto vom Treffen und von den Gründungsmitgliedern, deshalb sollen hier wenigstens ihre Namen genannt werden. Die gewählte Vorstandschaft sah folgendermaßen aus:
1. Vorstand Günther Hellmann
2. Vorstand Erwin Bleichner
1. Schriftführer Georg Lehmann
2. Schriftführer Richard Schuler
1. Kassenwart Ignaz Obmann
2. Kassenwart Willi Würfel
1. Beisitzer Willi Klose
2. Beisitzer Martin Uhl
2. Beisitzer Bruno Steffenhagen
Den Wahlausschuss bildeten Andreas Reichelt und Herbert Heinke. Die übrigen Mitbegründer waren
Konrad Schuler, Herbert Magerl, Georg Schrauder, Peter Koder, Rudolf Flieger, Franz Panzer, Rudolf
Hönninger, Michael Mönius, Arnold Hartwig, Jürgen Amberg, Toni Reinfelder und Ferdinand Kienle.
Das Vereinsmotto lautete: „Hege, Pflege, Kameradschaft“. Es beweist, und in den Protokollen taucht es fortwährend auf, dass Umwelt- und Naturschutz erklärtes Ziel aller Mitglieder war und von Anfang an intensiv in die Tat umgesetzt wurde, und nicht – wie es heute leider viel zu oft noch der Fall ist –
nur als Parole einseitig gefärbter, auf Stimmenfang bedachter „Schaupolitiker“ diente.
Die Ziele der rührigen Vorstandschaft zeigten sich bereits in kürzester Zeit:
1. Ausbildung der aktiven Mitglieder zu geprüften Sportfischern
2. Werbung neuer Mitglieder und Aufnahme von Jungfischern
3. Erwerb bzw. Anlegen vereinseigener Gewässer zur Ausübung des Angelsportes.
Mit Tatkraft und großem Enthusiasmus ging man ans Werk. Der mit der Gründung verbundene Verwaltungsaufwand war zu erledigen, die Vorbereitungen auf die Fischerprüfung wurden in die Wege geleitet und Verhandlungen waren aufzunehmen, um zum eigenen Fischwasser zu kommen.
Die Sportkameraden Heinke, Koder und Obmann bereiteten in 15 Abenden 23 Prüflinge vor und schon am 16. Mai 1965 – also kaum 2 Monate nach der Vereinsgründung – konnte Hans Wunder,
der Zweite Vorsitzende des Oberfränkischen Fischereiverbandes, allen Teilnehmern nach erfolgreichem Abschluss des Kurses zur bestandenen Prüfung gratulieren.
Mit dieser erfolgreichen Prüfung hat der Verein das erste Ziel, das er sich gesteckt hat, erreicht.
Dass er damit auf dem richtigen Weg ist, zeigt die Tatsache, dass sich seit der Gründung die Zahl der Mitglieder verdoppelt hat. Gegenwärtig gehören ihm 35 Mitglieder an. Die nächste große Aufgabe des Vereins ist nun ein geeignetes Fischwasser zu finden.
Die Entwicklung der Mitgliederzahlen nahm einen rasanten Verlauf: Bereits nach einem Jahr zählte der Verein 58 Mitglieder, eine Steigerung von nahezu 200%! Im Jahre 1967 waren es 71 Vereinsangehörige, darunter 5 Jungfischer; diese Gruppe sollte noch erheblich anwachsen und mit ihren Erfolgen in Oberfranken Vereinsgeschichte schreiben. Der starke Zulauf bewies eindeutig, dass die Gründung eines Sportfischervereins für Hirschaid und seine Umgebung einem echten Bedürfnis entsprach und dass die Träger des Vereinsnamens neben den schon vorher erwähnten Funktionen auch noch gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen hatten.
Um die Vereinsmitglieder laufend zu informieren, wurde ein Aushangkasten angeregt, der mit den für Sportfischer wichtigsten Mitteilungen bestückt werden sollte. Im Vereinslokal legte man eine Fischereizeitschrift aus, und jeweils der zweite und vierte Freitag im Monat diente der internen Aussprache der Mitglieder. Die Aufzeichnungen berichten von gern besuchten Vereinsabenden mit lebhaftem Gedankenaustausch, denn Fischer haben sich bekanntlich viel zu erzählen.
Bereits in der ersten Ausschusssitzung nach der Gründung – genau 12 Tage später war es – schrieb der Protokollant als letzten Punkt auf: „Es wurde auch angeregt, die Kiesgrube in Erlach zu besichtigen, um zu Wasser zu kommen. Herr Hellmann und Herr Lehmann haben sich bereiterklärt, dies zu tun und eventuell weitere Schritte zu unternehmen“.
Am 16. Juni 1965 verkündigte der Vorsitzende, dass der Pachtvertrag die Kiesgrube betreffend, auch Beßlerweiher genannt, unter Dach und Fach sei. Gleichzeitig liefen aber noch zwei weitere Projekte: Ein Fließgewässer mit Namen Möstenbach, das sich für Forellenbesatz eignen könnte, weswegen man mit der Gemeinde Amlingstadt Kontakt aufnahm, und der Siebenbachweiher bei Buttenheim in Richtung Ketschendorf gelegen, der von den zwei ansässigen Brauerei im Winter lediglich zur Eisproduktion genutzt wurde. Lösen- und Georgenbräu überließen den Teich ab 01.10.1965 zu einer nominellen Pachtgebühr von 20,– DM pro Jahr großzügiger weise dem Sportfischerverein Hirschaid zur Nutzung.
Die zuletzt genannten Gewässer bedurften jedoch vorher erst einer intensiven Aufbereitung, so dass zunächst einmal die Angeln und Kescher von den Sportkameraden mit Arbeitsgeräten wie Axt, Spaten und Rechen vertauscht werden mussten. Für diesen Dienst, der vornehmlich an Samstagen abzuleisten war, sollten alle Vereinsmitglieder herangezogen werden. Privatfotos und Presseberichte beweisen fachkundig durchgeführte Maßnahmen mit durchwegs guten Ergebnissen.
Natürlich beschränkten sich die Aktivitäten der Mitglieder und der Vorstandschaft nicht nur auf die Durchführung von Prüfungen, Verwaltungsgeschäften und Arbeitsdiensten. Der eigentliche Sinn eines Fischervereins kam auch zu seinem Recht. Frühzeitig aufgenommene Verbindungen mit benachbarten Vereinen sorgten dafür, dass den Sportkameraden befischbare Gewässer zur Verfügung standen. Mit dem Fischereiverein Forchheim gab es sogar die Sonderabmachung, sich gegenseitig verbilligte Tages- und Wochenkarten in den vereinseigenen Gewässern zu überlassen.
Unmittelbar nach der Gründung konnten die Mitglieder folglich dem Angelsport nur bei den Nachbarn nachgehen. Diese wiederum betrachteten die Hirschaider, besonders bei Preisfischen, als gerngesehene Gäste. Mit ein Grund mag das Abschneiden der Teilnehmer gewesen sein. Mehr als einmal spricht der Chronist von „mageren Fängen“ oder gar resignierend davon, dass „alle Teilnehmer Schneider blieben“. Auch beim Sportfischen ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen. Doch dieser manchmal frustrierende Zustand sollte sich sehr schnell ändern.
Das einzige der drei gepachteten Gewässer, das sich sofort einsatzbereit erwies, war die Kiesgrube in Erlach. Deshalb wurde hier der erste Besatz getätigt. Am 11. August 1965 wurde 1 Zentner fangreifer Regenbogenforellen eingesetzt und prompt zum Angeln freigegeben.
Es wäre wohl zu schön gewesen, wenn es einmal keine Probleme gegeben hätte. „Eine im Baggerloch zurückgebliebene Raupe und das von ihr entweichende Öl wurde zu einer erheblichen Gefahr für die Fische“, schreibt der Chronist. Schnelles Handeln war erforderlich. Sportkamerad Obmann nahm mit den Amerikanern Verbindung auf, und in den nächsten Tagen schon erschien ein Spezialkran aus Bamberg, der die Raupe aus dem Wasser hievte. Die Forellen waren „vorläufig“ gerettet.
Dem für sie bestimmten Schicksal entgingen die Fische aber nicht, denn die Vereinsmitglieder stellten ihnen eifrig nach. Beim ersten gemeinsamen Preisfischen am 26.09.1965 im Beßlerweiher wetteiferten 31 Petrijünger um den Sieg. Ganze 5 Gramm entschieden zugunsten von Horst Scharold (775 g) vor Martin Uhl (770 g), wichtiger als die Platzierung war jedoch das auf die Siegerehrung folgende gemütliche Beisammensein zur Pflege der Kameradschaft. Es sollte in Zukunft immer Schlusspunkt eines jeden Preisfischens sein.
Das regelmäßige Treffen der Sportkameraden zu Pokal- und Königsfischen, deren Wertung vereinsintern vorgenommen wurden, sowie die offenen Pokal-, Hege- und Freundschaftsfischen bildeten jeweils Höhepunkte im Vereinsleben. Im Vordergrund standen dabei neben waidgerechtem Fischfang in erster Linie die Pflege kameradschaftlicher Bindungen der Mitglieder und die Förderung guter Beziehungen zu den Nachbarvereinen, aber auch die finanzielle Aufbesserung der Vereinskasse, deren Inhalt hauptsächlich für den Erwerb von Fischwassern und für die Begleichung der Pacht Verwendung finden sollte.
Leider sind aus unerklärlichen Gründen ein Teil der Protokolle der Anfangsjahre nicht mehr auffindbar, so dass etliche bestimmt erwähnenswerte Vorgänge oder Aktivitäten aus jener Zeit nicht zur Sprache kommen können. Sicher ist jedoch eines: Die Jahre waren geprägt von nie erlahmendem Einsatz und eisernem Zusammenhalt der Mitglieder sowie größtmöglicher Sparsamkeit.
So ist es nicht verwunderlich, wenn die Bekanntgabe von Vorstand Hellmann in der Generalversammlung vom 26.01.1969, der Baggersee sei schuldenfreies Vereinseigentum, bei den Sportkameraden große Begeisterung auslöste. Da sich jedoch der Möstenbach nicht als das erhoffte Forellengewässer erwies, befand man sich weiterhin auf der Suche nach einem guten Fließgewässer.
Dabei hatte man zwei Abschnitte der Reichen Ebrach im Auge. In dem einen Teilstück zwischen Schlüsselau und Herrnsdorf hielt man mit Einverständnis der dortigen Pächter ab 1969 jährlich ein Preisfischen ab, das stets auf ungewöhnlich gute Resonanz stieß. Deshalb wurde es von den Vereinsmitgliedern aus sehr begrüßt, dass diese Strecke ab Februar 1971 in Unterpacht genommen wurde. Dies entsprach nur einer Vorwegnahme des Pachtvertrages von 10 Jahren, der vom 01. Januar 1972 bis 31. Dezember 1981 zu einem jährlichen Pachtzins von 1500,– DM laufen sollte.
Das zweite Teilstück der Reichen Ebrach reichte vom Wehr oberhalb der Mühle Erlach bis zur Einmündung in die Regnitz und befand sich in den Händen des Fischereivereins Erlach. Schon ab November 1969 verhandelte die Hirschaider Vorstandschaft mit den Erlachern wegen einer Zusammenlegung der beiden Vereine und ihre Gewässer.
Offensichtlich liefen die Gespräche nicht ganz ohne Schwierigkeiten ab, was sogar dazu führte, dass zwei Termine platzten, weil die Erlacher Vorstandschaft nicht erschien. Doch auch diese Hürden konnten überwunden werden. Am 09. Februar 1972 beschlossen die Vorstände bei ihrem Treffen in der Brauerei Kraus in Hirschaid die Fusion. Dies zog folgende Auswirkungen nach sich:
Die Mitglieder beider Vereine waren ab sofort in sämtlichen, von jeder Seite eingebrachten Vereinsgewässern fischereiberechtigt, aus der Erlacher Vorstandschaft wurden 3 Mitglieder in die gemeinsame Vereinsführung aufgenommen, Satzung und Name erfuhren ebenfalls eine Änderung, ab jetzt hieß der Verein „Sportfischereiverein Hirschaid-Erlach e.V.“. Die Mitgliederzahl erfuhr eine erhebliche Steigerung, um 40 Erwachsene und 15 Jungfischer auf insgesamt 176 Mitglieder.
Das Jahr 1973 war von einer überaus wichtigen Entscheidung geprägt. Die Firma Kügel, Hirschaid, die im Beßlerweiher die Kiesausbeutung betrieb, schloss mit dem Verein einen Vertrag, dessen Inhalt heute noch Gültigkeit besitzt. Der Unternehmer überlässt in regelmäßigen Abständen die ausgebeutete Fläche zu einem Quadratmeterpreis von 1,50 DM dem Sportfischerverein zum Eigentumserwerb. Der letzte Ankauf wurde erst 1989 getätigt, so dass die im Laufe der Zeit erworbene Wasserfläche von ursprünglich 2,5 ha zwischenzeitlich auf etwa 8 ha angewachsen ist.
In Anerkennung der günstigen Rahmenbedingungen, wie sie der Verein für die Sportfischerei bieten konnte, vergab der Verband das Oberfränkische Jugendpokalfischen an Hirschaid-Erlach. Die Mannschaft des Gastgebers belegte den 4. Platz, doch der hiesige Jungfischer, Werner Schick, „angelte“ sich zum zweiten Mal den Paul-Röhner-Pokal für den schwersten Fisch.
Ab diesem Jahr existiert auch der Plan, am Baggersee eine Schutzhütte zu errichten. Das Baumaterial sollte aus abgebrochenen Gebäuden Verwendung finden. So war immer wieder ein Bahnwärterhäuschen im Gespräch, das tatsächlich von den Vereinsmitgliedern größtenteils eingelegt wurde. Da es aber zusätzliche Auflagen von der Marktgemeinde zu befolgen galt, wurde das Projekt zunächst verschoben.
Obwohl der Verein bereits über vier gute Fischwasser verfügte, beschloss die Vorstandschaft 1974 ein weiteres reines Forellengewässer zu pachten. Ab April was das Teilstück der Reichen Ebrach zwischen Prölsdorf – Halbersdorf – Zettmannsdorf für einen jährlichen Pachtzins von 1500,– DM zum Fischen frei. Diejenigen, die das Angebot wahrnahmen, sollten zusätzlich 100,– DM für eine Jahresfischkarte entrichten.
Wohl wegen der Entfernung – ca. 30 km Anfahrt waren erst zu bewältigen – fanden sich nur 12 Mitglieder zur Erfüllung dieser Bedingung bereit, so dass ab 1975 das Gewässer an den Fischereiverein Schönbrunn weiterverpachtet wurde. Desgleichen endete im Dezember 1975 das Pachtverhältnis über den Siebenbachweiher bei Buttenheim, dessen Instandhaltung dem Verein einen ständigen enormen Arbeitseinsatz abverlangt hatte.
Der Möstenbach war inzwischen auch längst aufgegeben worden, nachdem ihn zunächst 1977 die Sportkameraden Richard und Konrad Schuler in Unterpacht genommen hatten. Er erfüllte auch nicht, trotz intensiver Aufbereitung durch die Vereinsmitglieder, die üblichen Voraussetzungen für gute Hege und Befischung.
In diesem Jahr trug die intensive Jugendarbeit auch einmal sichtbare Früchte, wurde doch die Jugendmannschaft zum ersten Male in der kurzen Vereinsgeschichte Oberfränkischer Meister. Nach guten Platzierungen in den Vorjahren gelang endlich der große Wurf, eine hochverdiente Krönung für eine gediegene Ausbildung durch die Betreuer.
Natürlich ist zu einem derartigen Erfolg das berühmte Quäntchen Glück nötig. Wer jedoch stattdessen von Zufall sprechen möchte, dem sei gesagt, dass die Mannschaft 1976 den Erfolg wiederholte, 1978 auf dem 3. Platz landete, 1979 Vizemeister wurde und 1980 zum dritten Mal den Titel errang, um sich damit endgültig den Pokal nach dreifachem Erfolg zu sichern. Zusätzlich wurde Roland Welker im gleichen Jahr mit dem größten gefangenen Fisch Oberfränkischer Jugendkönig. Zufall? Hier gibt es nur noch einen Kommentar: Herzlichen Glückwunsch, oder, wie wir Fischer es ausdrücken „Petri Heil und Petri Dank“!
Inzwischen sorgte ab 1976 eine Änderung in der Bayerischen Landesfischereiverordnung für Aufregung. Einwohner Bayerns, die einen außerbayrischen Fischerei-Erlaubnisschein erworben hatten, durften nur noch in bayerischen Gewässern angeln, wenn sie zumindest einen Zweitwohnsitz in dem Bundesland nachweisen konnten, aus dem ihr Erlaubnisschein stammte. Um es ganz einfach zu sagen, die „Schlitzer“, wie man sie überall nannte, nach der Stadt Schlitz in Hessen, (die auf Antrag gegen Bezahlung und ohne Prüfung 5-Jahresscheine ausstellte) durften in Bayern nicht mehr die Sportfischerei ausüben.
Folglich blieben ihnen nur zwei Möglichkeiten: Entweder Aufgeben des geschätzten Freizeitsports oder Ablegung der Staatlichen Sportfischerprüfung. Da die Zahl der vorhandenen befischbaren Gewässer eher ab- statt zunahm, schien es ratsam, sich den bestehenden Vereinen anzuschließen. Dies führte in den Jahren 1976 und 1977 zu erheblichem Mitgliederzuwachs, auch beim Sportfischereiverein Hirschaid-Erlach, so dass im letztgenannten Jahr zusammen – Aktive, Passive und Jungfischer – zum ersten Mal die Zahl 200 überschritten werden konnte.
In der Generalversammlung 1979 gab Günter Hellmann den Vereinsvorsitz ab, den er bis hierher ohne Unterbrechung innehatte. Die Sportkameraden wählten aus ihrer Mitte den bisherigen Jugendleiter Karl-Heinz Dennerlein zum neuen Vorstand. Er bekleidet seitdem dieses Amt bis zum heutigen Tag. Nur zwei Personen an der Vereinsspitze in einem Zeitraum von 25 Jahren sprechen für reibungslosen Übergang und konsequente Tätigkeit.
Die Generalversammlung beschloss einstimmig die Ernennung Hellmanns zum Ehrenvorstand aufgrund seiner langjährigen, verdienstvollen Arbeit für den Sportfischereiverein Hirschaid-Erlach. Er ist neben Georg Lehmann, dem bereits 1971 die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde, der zweite, dem diese Auszeichnung zuteilwurde. Der dritte im Bunde ist das zurzeit älteste Vereinsmitglied Hans Joachim Metz, dessen Ernennung 1988 erfolgte.
Im Rahmen der 900-Jahrfeier des Marktes Hirschaid beteiligte sich auch unser Verein mit einer Fußgängergruppe und einem „Bootswagen“ am Jubiläumsfestzug 1979 und machte auf diese Art auf Bedeutung und Probleme der Sportfischerei aufmerksam. Der Beifall mehrerer Tausend Zuschauer war verdienter Lohn für einsatzreiche Arbeitsstunden bei der langwierigen Vorbereitung.
In den Jahren 1980 und 1981 standen die Fließgewässer zur Pachtverlängerung an. Die Strecke vom Wehr Erlach bis zur Einmündung in die Regnitz wurde ohne jede Schwierigkeit wieder übernommen. Für das Wasser zwischen Herrnsdorf und der Mühle bzw. Straßenbrücke Schlüsselau stellten sich insofern andere Bedingungen, als sich dort ein eigenständiger Fischereiverein etabliert hatte, der sein „Hauswasser“ natürlich für sich haben wollte.
Das Gewässer konnte trotz intensiver Bemühungen der Vorstandschaft (z.B. Angebot der kostenlosen Integration der Frensdorfer Fischer in unseren Verein) nicht mehr gepachtet werden, weil es nach der Eingemeindung des Ortes Herrnsdorf nach Frensdorf von der Verwaltungsgemeinschaft Frensdorf verpachtet wurde. Dass in diesem Zusammenhang der neugegründete Frensdorfer Verein bevorzugt wurde, ist verständlich. Ab 1981 besaß der Sportfischerverein Hirschaid-Erlach nur noch zwei Fischwasser: Die Reiche Ebrach Erlach und den Baggersee, der bisher immer als Beßlerweiher bezeichnet wurde. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Im gleichen Jahr konnte die Errichtung der Schutzhütte als positiv verbucht werden. Mit einem überdachen Vorbau und in äußerst solider Bauweise erstellt, wurde sie von allen Fischern sofort angenommen und vielfältigen Zwecken nutzbar gemacht, ob bei Preisfischen oder bei Seefesten oder auch nur zum gemütlichen Brotzeitmachen – die Tür steht immer einladen offen.
Das Jahr 1982 führte uns drastisch vor Augen, dass es auch Tiefen im Vereinsleben zu überwinden gilt. Wohl auch wegen des neuen Vereines in Herrnsdorf begann die Mitgliederzahl abzunehmen, ein Prozess, der bis 1984 andauern sollte, wo mit 163 Aktiven, Passiven und Jungfischern insgesamt die Talsohle erreicht wurde.
Ein langandauerndes Hochwasser, das sich wochenlang über den Baggersee ergoss, verursachte nicht nur Fischverluste, sondern auch Schäden, wie man sie noch nicht erlebt hatte.
Die Zufahrt und der Süddamm glichen einer Kraterlandschaft auf dem Mond und nur der geballte Einsatz aller Kräfte ermöglichte eine Bereinigung von einer Kostengünstigkeit, wie sie wohl einmalig sein dürfte. Dies war deshalb möglich, weil die Firmen Röckelein und Helmut Kügel – übrigens der Schirmherr unserer Jubiläumsveranstaltung – sowohl das Auffüllmaterial als auch die Erdbewegungsmaschinen kostenlos zur Verfügung stellten. Was wären kleine Vereine ohne derartige Nothelfer?! Ein nochmaliges herzliches „Vergelt`s Gott“ der Firma Röckelein und unseren Schirmherrn.
Es gab aber auch einen Lichtblick in diesem Jahr: Mit Waltraud Friedel gewann zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte eine Frau das Abangeln, eines der drei größten alljährlich stattfindenden Preisfischen.
Es sollte keine „Eintagsfliege“ bleiben, im Gegenteil: Gleich im folgenden Jahr bewies die neue Fischerkönigin Irmgard Borrek, dass das schwache Geschlecht mit den Herren der Schöpfung Schritt halten kann. Die Fischerköniginnen von 1984, als wiederum nur ein Jahr später, Waltraud Friedel und Brigitte Nagengast gaben erneut den Herren das Nachsehen. War ein neues Zeitalter angebrochen?
Die folgenden Jahre rückten die „normalen Verhältnisse“ wieder zurecht, die Herren konnten sich von ihrem momentanen Schock in Ruhe erholen, um ihr Selbstvertrauen wieder zu finden.
Nach dem „Schwarzen Jahr 1984“, geprägt von außerordentlichen Mitgliederversammlungen zur Bereinigung interner Schwierigkeiten, erholte sich der Verein 1985 schnell wieder. Die Mitgliederzahl stieg in kürzester Zeit auf 235 an, so dass zeitweilig ein Aufnahmestopp verfügt werden musste, um den bisherigen Vereinsangehörigen die vom Landratsamt Bamberg kontingierten Jahresfischkarten zu sichern. Nicht betroffen davon waren die Familienangehörigen der bereits eingeschriebenen Vereinsmitglieder und die Einwohner der Großgemeinde Hirschaid. Die Sperre konnte 1988 wieder aufgehoben werden.
Im Laufe der Zeit zeigte sich, dass die Satzung von 1965 und auch die zwischenzeitlich angepasste Fassung nicht mehr dem heutigen rechtlichen Status entsprach. Deshalb unternahm es Sportkamerad Rudolf Mrkwitz, sie in mühseliger Kleinarbeit zu überarbeiten und den jetzigen Anforderungen anzupassen. Mit überragender Mehrheit billigte die Generalversammlung 1987 die Bemühungen des in Rechtsgeschäften bewanderten Mitglieds.
Das in der neuen Satzung vorgesehe Amt des 3. Vorstands bekleidet seitdem Gerda Christel. Damit setzten die Vereinsmitglieder rein äußerlich ein Signal. Auch ohne „Quotenregelung“ stehen Frauen in der Vereinsführung in verantwortliche Position und repräsentieren so die weiblichen Mitglieder.
Betrachten wir noch einmal rückwirkend das Vereinsmotto „Hege, Pflege, Kameradschaft“, so kann festgestellt werden, dass an dieser Richtschnur festgehalten wurde. Neben der Überwachung der Gewässer, der Pflege der Natur, dem Schutz der Umwelt, dem Wiederbesetzen mit nicht mehr vorhandenen Fischarten zeigt der Verein besonders auf dem Gebiet der Kameradschaftspflege eine Vielfalt von Veranstaltungen im Jahresablauf: Faschingstanz, Schafkopfrennen, Kegelabende, Saukopfessen, Seefest und dazu mindestens fünf Preis- und Hegefischen.
Der Kontakt zu benachbarten Vereinen wird intensiv gepflegt durch Teilnahme und Repräsentanz bei deren Veranstaltungen. Mit dieser Einstellung können wir optimistisch in die Zukunft blicken und die kommenden Probleme und Aufgaben meistern.